Christine & Irene Hohenbüchler
Christine & Irene Hohenbüchler
- 17.01.–03.03.2001
Christine und Irene Hohenbüchler zählen zu den erfolgreichsten Künstlerinnen der jüngeren Generation. Mit Einzelausstellungen in wichtigen Institutionen wie Haus Lange Krefeld, ICA London, DAAD Galerie Berlin, Salzburger Kunstverein, CCA Kitakyushu und nicht zuletzt durch ihre stark diskutierten Beiträge zur Documenta X in Kassel 1997 und zur Biennale in Venedig 1999 haben sie das Konzept von Kooperationen und deren Präsentationsform in Institutionen und Galerien konsequent thematisiert. Besonders das Mutter-Kind(er)-Haus in Venedig hat am deutlichsten den Versuch von Christine und Irene Hohenbüchler manifestiert, „ein erweitertes gesellschaftliches Terrain für die Kunst zu gewinnen, auf einem emotional stark aufgeladenen Feld.” (Marius Babias, Kunstforum Bd. 153/Jan. 2001)
Im Raum Aktueller Kunst findet jetzt die dritte Einzelausstellung der Geschwister Hohenbüchler statt. Auch wenn in dieser Ausstellung weder eine Kooperation mit Behinderten oder anderen Gruppen Ausgangspunkt war, noch eine konkrete politische Thematik im Vordergrund steht, ist auch hier die konsequent entwickelte inhaltliche Struktur ihrer Arbeit erkennbar: die Abgleichung gesellschaftlicher Entwicklungen mit der eigenen Lebenssituation.
Der Raum ist mit einer an ein Gasthaus erinnernden Wandvertäfelung ausgestattet. Dunkle Bänke umgrenzen mundgeblasene bunte Glaskugeln in verschiedenen Größen, die auf einem hochflorigen Teppich gelegt sind. Diese Früchten ähnliche Objekte sind in unterschiedlichsten Dekors gestaltet. Die Materialien sind bewußt in ihren Eigenschaften und Farben gegensätzlich: weich, hart, zerbrechlich, schwarz, weiß und unglaublich farbintensiv. All diese Faktoren können auch in ihrer inhaltlichen Bedeutung überprüft und gelesen werden: Frucht, Fell, Gaststube usw.
Der zweite Raum der Galerie ist einem großen Ölgemälde von Irene Hohenbüchler vorbehalten. In der Zeit des Lichts, in der Zeit der Dunkelheit besteht aus zehn Bildteilen in amorphen Formen. Ein Tag- und ein Nachtraum werden durch vertikale Bildteile miteinander verbunden. Neben dem Titel des Bildes kommt in diesen verbindenden Teilen auch der Name und das Geburtsdatum des Kindes von Christine Hohenbüchler als Textelement vor. In zwei unterschiedlich formalen und stofflichen Versuchen werden Fragen nach sehr persönlichen, biographischen Momenten als Möglichkeit der Erklärung gesellschaftlicher Phänomene gestellt: nicht als kühle Analyse oder präzise Recherche anhand faktischer politischer Ereignisse, sondern übertragen in den Alltagsablauf der Geschwister mit der Sicherheit, diesen Fragen auch adäquat zu begegnen.