Martin Kreyßig

betweenies: Martin Kreyßig

  • 01.03.1997

Im Rahmen der Reihe betweenies, einem Projekt von Sabine B. Vogel, wird am Dienstag 29. April 1997 Martin Kreyßig präsentiert.

Der Hamburger Filmemacher Martin Kreyßig produziert als Kameramann, Regisseur und Autor Filme zur zeitgenössischen Kunst. Die Video- oder 16mm-Filme entstehen in enger Zusammenarbeit mit den KünstlerInnen. Kunst mit filmischen Mitteln zu beobachten heißt beispielsweise eine Skulptur in Bilder zerteilen, diese unter eine eigene, festgelegte Zeit ordnen und ein akustisches Fundament (oder Firmament) hinzufügen. Nicht mehr des Betrachters Blick, sondern die einäugige Kamera “entscheidet”, was und wie lange etwas wichtig ist. In dieser neuen Konstruktion einer Ausstellung und deren “Begehung” kommt den Hörsinn eine zentraler Bedeutung zu, da er die zweidimensionale Abbildung in einen plastischen Kontext einbettet und so zu einem neuen Ort führen kann.

Diese Art kinematographischer Kunstbetrachtung existiert als kleiner Nebenstrang der deutschen Filmgeschichte bereits seit 1919. Hans Cürlis (1889-1983) hat mit seinen filmischen Atelierbesuchen bei Lovis Corinth, Max Liebermann, Otto Dix und anderen Künstlern (insg. 100 Filme bis 1933) ein Genre begründet, das durch die herausragende Videoarbeiten von Gerry Schum und Ursula Wevers fortgesetzt wurde. Anders als die eher fernsehgerechten Filme des Belgiers Jef Cornelis oder des Amerikaners Michael Blackwood, erarbeiten Cürslis und Schum gemeinsam mit dem Künstler einen Film zur Fortführung künstlerischer Intentionen.

Kreyßligs filmische Ausstellungsdokumentation von Reinhard Mucha, Harald Klingelhöller, Thomas Schütte, Richard Deacon oder Andreas Slominski vermögen Nebenwege einer Kunstbetrachtung zu beschreiten, die den direkten Kunstbesuch nicht ersetzen, sondern dem Kunstwerk eine ungewohnte Sichtweise zugesellen, die weder ein begleitender Text noch Katalogabbildungen zu leisten imstande sind.

Raum Aktueller Kunst zeigt unter anderem folgende Arbeiten von Martin Kreyßig:

Das Figur-Grund Problem in der Architektur des Barock (für dich allein bleibt nur das Grab), Reinhard Mucha, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart 1985/86, 16 mm Film, 15 min, P: R. Mucha

Zur Konjugation von "fallen", Harald Klingelhöller, Van AbbeMuseum, Eidhoven 1990, Videofilm , 20 min, P: Klingelhöller + diverse Galerien

Schwieriger ist sowieso der Raum im Inneren, Richard Deacon, Mies van der Rohe, Museum Hans Esther, Lange, 1991/92, 16 mm, 25 min

Viele Spiele Grosse Kleine, Thomas Schütte, HamburgerKJunsthalle Württembergeischer Kunstverein, 1994, 15 mm, 15 min

Kumrow, Klaus, Klaus Krumrow, Hamburger Kunsthalle, 1995, Videofilm, 16 min, P: Hamburger Kunsthalle

Them and Us, Richard Deacon, Thomas Schütte, Lisson Gallery, London, 1996, Videofilm, 5:25 min, P: Deacon, Schütte, MKF