Bas Jan Ader, Imogen Stidworthy, Clemens Stecher

Achteinhalb

  • 13.10.–05.12.1994

Die Idee der Ausstellung und deren Titel stehen in Bezug zu dem 1962 entstandenen Film von Federico Fellini Otto e mezzo — ein Film über Produktionszwang, Angst vor dem Versagen, Stress-Situationen, Neurosen, dem Zerfall einer Geschichte in ihre Einzelbilder. In einer Reaktion auf die skizzenhafte Thematisierung der eigenen Biographie, sowie der psychischen und physischen Situation entwickelt Fellini ein Konglomerat von Fiktion, Traum und Realität.

Ausgehen von der Grundthematik und Vorgangsweise dieses Films versucht die Ausstellung achteinhalb, in der Auswahl von Arbeiten dreier sehr unterschiedlicher Künstlerpersönlichkeiten, eine Annäherung an Erscheinungen der postindustriellen Generation und die Anforderungen der Gesellschaft an diese zu zeigen. Die Arbeiten der Künstler entstanden nicht eigens für die Ausstellung, vielmehr wurde die Ausstellungsidee aus der Beschäftigung mit den Arbeiten entwickelt. Die Fotografie von Bas Jan Ader entstand im Jahre 1970 und zeigt den Künstler beim Versuch sich selbst zum Weinen zu bringen. I am too sad to tell you ist die erste Fassung einer Arbeit in vier Versionen: in einer weiteren, vergrößerten Fotografie, einem in Californien und einem in Holland entstandenen 16mm Film, von dem eine Videokopie gezogen wurde, die im Videoprogramm der Ausstellung Oh boy it's a girl im Kunstraum Wien zu sehen war. Bas Jan Ader wurde 1942 in Winschoten (NL) geboren, studierte am Instituut voor Kunstnijverheidsonderwijs (der heutigen Rietveldacademie) in Amsterdam, und lebte in der Folge in Holland und Amerika wo er vorallem zu den in Californien lebenden Künstlern der concept art intensiven Kontakt hatte: John Baldessari, Allen Ruppersberg und Ger van Elk. Seit seinem Versuch einer Weltumseglung im Jahre 1975 gilt Bas Jan Ader als vermißt.

In Imogen Stidworthys Toninstallation but kann oder will der Sprecher die begonnen Worte nicht zu Ende führen. Der oftmalige Versuch der korrekten Formulierung und die dazwischen liegende Stille, das Stottern und das kurze Lachen werden selbst zu einer eigenen Sprache.

Die Collagen von Clemens Stecher repräsentieren Teile einer unvollständigen Erzählung. Mit minimalsten künstlerischen Techniken (Lackspray, Schreibmaschinenstift, Polaroids) wird die Reflexion auf den eigenen Körper eine immer wiederkehrende Metapher körperlicher und seelischer Zustände.

Clemens Stecher, Bas Jan Ader, exhibition view, Raum Aktueller Kunst, 1994

Clemens Stecher, Bas Jan Ader, exhibition view, Raum Aktueller Kunst, 1994

Photo: Wolfgang Woessner

Imogen Stidworthy, exhibition view, Raum Aktueller Kunst, 1994

Imogen Stidworthy, exhibition view, Raum Aktueller Kunst, 1994

Photo: Wolfgang Woessner